Harry Aschke im Gespräch (6.2014)

Harry Aschke im Gespräch mit Vanessa Canela

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Harry, nun sind 2 Jahre seit der Trennung vergangen, erinnerst du dich noch oft an den Streit und das Zerwürfnis mit Danyelle?“

Harry Aschke:

Ja, das tue ich. Und ich erinnere mich natürlich nicht nur an diesen unglückseligen Streit, der im Grunde nur Danyelles Launen entsprang, sondern auch an die Zeit davor. Und ich frage mich immer wieder, warum die Begegnungen mit ihr stets so harmonisch und erfüllend verlaufen sind, während sich Danyelle Mitte Mai 2012 ganz plötzlich und unvermittelt verändert haben muß. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß es – abgesehen von ihrer Laune, die ihr stets eigen war – auch andere Gründe dafür gegeben haben muß. Warum diese nicht bereits zuvor offenbar wurden, frage ich mich im Prinzip jeden Tag von Neuem.“

Wie betrachtest du die Geschichte im Nachhinein?“

Harry Aschke:

Ich betrachte sie noch immer so, wie sie sich schon damals dargestellt hat. Auch der Zeitfaktor ändert nichts an der Wahrnehmung der Umstände, und die Erinnerung verblaßt keineswegs, obwohl ich selbst versucht habe, sie zu verdrängen. Es liegt nicht am Trauma, sondern auch an der Vorgeschichte, und wer den Triebzug aufmerksam gelesen hat, wird dies unschwer nachvollziehen können. Ich bin ohnehin kein Mensch, der seine gestrigen Erlebnisse heute vergißt. Diese Wegwerfmentalität war mir stets fremd, und ich bin mir sicher, daß auch Danyelle nichts vergessen wird, selbst wenn sie es wollte.“

Bist du mit deinen Aktionen (Anzeige beim Finanzamt, öffentliche Brandmarkung von Danyelle als Prostituierte) nicht ein wenig zu weit gegangen?“

Harry Aschke:

Nun, man muß sehen, daß mich Danyelle’s E-Mail, die sie mir am 3. Juni 2012 zusandte („jetzt ist’s aus“), mehr als kalt erwischte. Es war eine unangenehme Überraschung, ein unangenehmer Moment, wie man ihn nur selten im Leben kennt. Im ersten Moment fühlte ich mich, als hätte man mir 20 Messer auf einmal in den Rücken gerammt. Ich fühlte ein merkwürdiges Gefühl im Rücken, später glaubte ich, Teile meines Körpers wären gelähmt. In den Tagen danach konnte ich nicht glauben, daß diese Situation reell war, deshalb mußte ich mich immer wieder bei Danyelle melden, denn ich konnte es nicht fassen. Hätte ein Grund vorgelegen, hätte ich es nachvollziehen können – doch gerade, weil es keinen Grund gab, sträubt sich noch heute mein Intellekt dagegen, denn ich bin es gewohnt, alles erklären zu müssen. Dazu kamen all die Widersprüche und Ungereimtheiten, Vieles paßte einfach nicht zusammen, was mein Interesse an Aufklärung zusätzlich schürte.

Als ich dann das Schreiben an das Finanzamt versandte, unter dem Eindruck der beleidigenden Antworten, die ich von Danyelle erhalten habe („Fuck you, du sollst mich in Ruhe lassen“) und die die Person in einem ganz anderen Licht erscheinen ließen, mußte ich ohne Gnade verfahren, denn sie verfuhr gleichfalls ohne Gnade. Ich habe sehr oft von unmenschlichem Verhalten gesprochen, welches ich in gleicher Weise, wenn auch unangemessen hart, beantwortet habe. Dieser Meinung bin ich noch heute. Als Idealist frage ich nicht nach den Konsequenzen, sondern ich handle nach Gesetzmäßigkeiten, die sich aus der Kausalität von Ursache und Wirkung zwingend ergeben. Ich bin deshalb nicht etwa krank oder gar gefährlich, sondern schlug mit den mir zur Verfügung stehenden Waffen zurück.

Zudem befand ich mich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt des Traumas, welches nur entstanden war, weil sich die Gegenseite noch nicht einmal die Mühe machte, mir diese Entscheidung persönlich mitzuteilen. Deshalb hatte ich auch keine Veranlassung, sie zu verschonen, denn sie tat es mit ihrer Nachricht ja auch nicht. Es ist eine Frage der Menschlichkeit, und in solchen Fällen kann man nur in gleicher Weise ebenso unmenschlich reagieren. Die Option, eine solch gravierende Reaktion zu vermeiden, oblag nicht mir, sondern ihr, aber es wurde sehr schnell klar, daß sie an einer Vermeidung gravierender Konsequenzen kein Interesse hatte. So ergaben sich meine Handlungen, von der Anzeige beim Finanzamt bis hin zur Onlinestellung des Triebzug-Blogs, ganz von selbst. Und ich kümmere mich bei meinen Entscheidungen auch nie um die Konsequenzen. Daß mir Danyelle damals mit Brandstiftung und 2 Jahre später gar mit Mord drohte, habe ich von vornherein einkalkuliert. Daß sie diese Drohungen nie in die Tat umgesetzt hat, illustriert allerdings auch die widersprüchliche und ambivalente Persönlichkeit, mit der ich hier konfrontiert war.“

Welche Empfindungen hast du heute dieser Person gegenüber?“

Harry Aschke:

Auch diesbezüglich hat sich nichts verändert. Natürlich habe ich seit Mai 2012 ihr zweites Gesicht kennengelernt, wie es schon andere Menschen vor mir erfahren mußten – ich denke hier an Janine 83 und andere Freier, die das gleiche Pech hatten. Es wäre allerdings interessant gewesen, sie noch einmal persönlich zu treffen, nachdem sie ihr zweites Gesicht gezeigt hatte, von meinen Begegnungen her kannte ich ja nur die liebreizende Danyelle, die sich zeitweise auch als Opfer ihrer Umwelt und als Opfer von gesellschaftlichen Konventionen und Systemen darstellte. Damals konnte ich diese Beschreibungen nicht nachvollziehen und ich wunderte mich, wie ein so offensichtlich netter und umgänglicher Mensch von anderen gemieden oder ausgegrenzt wird.

Heute erscheinen mir diese Erzählungen in einem anderen Licht, denn Danyelle hat diese Reaktionen ihrer Umwelt offenbar selbst verursacht, so wie es in meinem Falle auch war. Warum nur wundert sie sich über diese Reaktionen? Und warum kann sie ihr Verhalten nicht ändern? Zweifelsohne hat auch sie ein Trauma erlebt, vielleicht leidet sie auch in stärkerem Maße unter unserem System, als ich es beispielsweise tue. Doch deshalb kann man mit den Menschen doch trotzdem anständig umgehen, ich tue es ja auch. Und würde ich mich anderen gegenüber unanständig verhalten, würde ich mich nicht beklagen, wenn mir diese Menschen ein unangenehmes Feedback geben würden, zum Beispiel indem sie mich ausgrenzten oder auch nur kritisierten. Wer A sagt, muß auch B sagen, und man muß kritikfähig sein. Daß diese Eigenschaft bei Danyelle spärlich ausgebildet ist, hat bereits ihre alte Freundin Nena erkannt, weshalb der Streit mit ihr überhaupt ausbrach.“

Glaubst du, daß sie dir deine Maßnahmen – ich denke dabei auch an die Onlinestellung des Blogs, in der du ja sehr indiskret vorgegangen bist und sie auch öffentlich der Prostitution bezichtigt hast, insgesamt negativ ankreidet?“

Harry Aschke:

Sofern sie die Gesetze von Ursache und Wirkung auf unseren Fall bezogen erkannt hat, müßte sie die Maßnahmen zumindest nachvollziehen können. Wenn mir dies geschehen wäre, würde ich es jedenfalls so sehen. Da sie in der Vergangenheit bereits ähnliche Erfahrungen gemacht hat, wird sich ihr irgendwann auch einmal die Frage aufdrängen, warum ausgerechnet ihr diese Dinge immer wieder passieren. Dankbar wird sie mir dafür bestimmt nicht sein, doch genau das ist der Grund, warum Danyelle die Menschheit schlechthin als böse und schlecht bezeichnet.“

Was waren die Gründe, warum du so stark auf sie fixiert warst?“

Harry Aschke:

Ich lernte sie als umgängliche und sympathische Person kennen, mit der man sich auch angenehm unterhalten konnte. Daß die Hauptgründe auf sexuellem Gebiet lagen, habe ich bereits im Blog ausführlich beschrieben. Gerade diesen Umstand machte sie mir auch zum Stolperstein, in dem sie von Besessenheit sprach. Auch dies hatte sie leider nicht richtig erkannt. Offensichtlich hatte Danyelle mit ihrem Gewerbe grundsätzlich ein Problem. Sie hätte besser nie mit der Prostitution beginnen sollen, denn es ist offensichtlich, daß sie damit auch ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrem Seelenleben geschadet hat.“

Konntest du dich von Danyelle befreien?“

Harry Aschke:

Da bis heute keine Klärung erfolgte, konnte ich mich nicht von ihr befreien. Ich will es gerne, es geht aber nicht ohne Klärung. Und da diese auch nicht absehbar ist, wird der Zustand noch einige Zeit anhalten, wie ich fürchte.“

Gab es Alternativen zu Danyelle?“

Harry Aschke:

Man sagt ja gerne <<niemand ist unersetzlich>>. Ich gehörte nie zu den Menschen, die diesen Satz aussprachen, weil jeder Mensch einzigartig ist. Aber auch dieses Statement wird mir Danyelle zum Vorwurf machen, wegen ihrer krankhaften Minderwertigkeitskomplexe, um die ich sie nicht beneide.“

Im Triebzug-Blog lese ich oft auch Passagen, in denen du nicht ganz so positiv über Danyelle schreibst. Hat sich dein Bild von Danyelle zwischenzeitlich verändert?“

Harry Aschke:

Man unterliegt in einer solchen Situation stets ambivalenten Stimmungen. Manchmal ergreifen mich Haßgefühle, dann wieder Momente des Bedauerns. Beide Stimmungen wechseln turnusmäßig einander ab. Solche Erfahrungen habe ich nie zuvor im Leben gemacht. Natürlich spiegeln sich diese Stimmungswechsel auch im Blog wider, je nachdem, in welchem Zustand sie verfaßt worden sind. Das ist menschlich und eine ganz natürliche Reaktion der Seele.“

Welches Bild mag Danyelle heute von dir haben?“

Harry Aschke:

Ich denke, daß sie es genauso sieht. Sie verfügt leider offenbar nicht über die analytischen Fähigkeiten, wie ich sie habe, weshalb sie weiterhin ihr Bild vom krankhaften Stalker aufrechterhalten wird, schon allein deshalb, weil es für sie der angenehmste und bequemste Erklärungsansatz ist, anstatt die wahren Gründe zu erkennen. Zudem läßt sie sich von falschen Freunden beraten, die ihr aus eigenem Interesse nach dem Mund reden, doch auch damit tun sie ihr keinen Gefallen, denn sie treiben Danyelle damit nur noch stärker in die Verblendung. Und all diese Leute kennen mich ja gar nicht, können deshalb auch kein Urteil über mich fällen. Dies ist eine fatale Situation, die ich so hinnehmen muß.“

Bist du seit dem Streit wieder in Minden gewesen?“

Harry Aschke:

Seit Mai 2012 war ich regelmäßig in Minden und ich werde auch weiterhin regelmäßig dort sein. Dies gehört zur Verarbeitung der für mich so wichtigen Geschichte dazu, und auch die Erinnerungen will ich lebendig erhalten. An der Entwicklung des Zerwürfnisses trifft mich keine Schuld, weshalb ich mir die Erinnerung auch nicht nehmen lassen will.“

Manche Mitglieder im Transgender-Forum sind der Meinung, du seist ein gefährlicher Stalker, der hinter Gitter oder zumindest in psychiatrische Behandlung gehört. Wie gehst du mit diesen Vorwürfen um?“

Harry Aschke:

Da ich Danyelle niemals mit körperlicher Gewalt gedroht habe und ihr physisch nie nachstellte – was schon aufgrund der Entfernung unmöglich ist – habe ich diese Vorwürfe nie ernstgenommen. Staatsanwaltschaft und Polizei sehen es übrigens ebenso, aber das soll die Transgender-Gemeinde, die von allem ohnehin ein verzerrtes Bild inne hat, nicht hindern, weiter davon überzeugt zu sein, mir kann es egal sein, was sie denken. Dort sind alle, die nicht ins TS-Schema passen, Stalker oder Psychopathen, nur nicht sie selbst.

Daß ich meine Erfahrungen öffentlich gemacht habe, ist mein gutes Recht, denn ich habe ein wahrheitsgemäßes Tagebuch verfaßt, das die Entwicklung der Begegnung akribisch genau dokumentiert. Wer mit der Wahrheit nicht umgehen kann, soll sich nicht ins Internet begeben und besser auch nie eine Tageszeitung kaufen.“

Im Blog hast du bislang sehr wenig über dich selbst geschrieben. Warum?“

Harry Aschke:

Über mich gibt es nicht so sehr viel zu berichten. Ich bin zwar kein Spießer und habe seit Danyelle sehr viele andere interessante Erfahrungen gemacht. Da diese aber nie in einem Zerwürfnis oder in einem Streit endeten wie bei Danyelle, hatte ich auch keine Veranlassung, darüber zu schreiben.“

Kommt es dir nicht lächerlich vor, nach so langer Zeit noch immer die Erinnerung an Danyelle wachzuhalten? Sie ist doch nicht der einzige Mensch auf dieser Erde!“

Harry Aschke:

Es mag lächerlich sein, aber es ist ein menschliches Bestreben, Antworten zu finden. Dieses Bestreben bestand damals und es besteht noch heute. Warum sollte sich meine Einstellung auch geändert haben?“

Was sind deine zukünftigen Ziele?“

Harry Aschke:

Nach wie vor will ich die Antworten finden, warum sich alles so ereignet hat. Meine Versöhnungsbemühungen sind vor Kurzem leider gescheitert, als Danyelle mich mit dem Tode bedroht hat, aber vielleicht denkt sie ja noch darüber nach. Danyelle weiß zumindest, welche Absichten ich verfolge, der Rest liegt bei ihr.“

Dann hoffe ich sehr, daß dieser Wunsch auch in Erfüllung gehen wird und danke für das Gespräch“

Harry Aschke:

Ich hoffe es auch – Vielen Dank.“

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