Die Fehler der Freier (12.2014)

Es ist offensichtlich, daß die Entwicklung dieser Tragödie auf Fehler zurückgeht, die sowohl Danyelle als auch Harry begangen haben. Doch welche Fehler waren es genau? Diese Fehler wollen wir nachfolgend herausarbeiten.

Harry’s Fehler

Harry trat Danyelle gegenüber stets so auf, wie er es auch im Umgang mit anderen Menschen im täglichen Leben gewohnt war. Keineswegs begegnete er ihr mit einer Haltung, mit der er ihr ihre Rolle der Escort-Hure bewußt machen wollte.

Vielleicht war genau dies bereits der Punkt, an dem die Escort-Hure überfordert war, denn offensichtlich war sie eine respektvolle und auf Gleichberechtigung beruhende Begegnung in diesem besonderen Umfeld nicht gewohnt, denn sie leitete daraus offensichtlich Gefahren ab, die sich im weiteren Verlauf negativ für sie auswirken könnten.

Möglicherweise gefiel ihr auch der Eindruck nicht, den Harry stets von ihr zeichnete. Er hatte sie stets als außergewöhnlichen und „wunderbaren“ Menschen bezeichnet, der einen guten und positiven Einfluß auf andere ausübte, was im Widerspruch zu Danyelle’s tatsächlichem Lebenswandel steht und was zusätzliche Skepsis in ihr ausgelöst haben dürfte.

Aufgrund dieser Eindrücke hat Harry nicht erkannt, daß Danyelle – vielleicht auch durch die Rolle bedingt, die sie im Escort einnahm – ein Spiel trieb, das ihrem tatsächlichen Naturell durchaus nicht entsprach. Danyelle sprach selbst stellenweise von einer Illusion. Vielleicht brachte sie sich damit selbst in einen Persönlichkeitskonflikt, der notgedrungen so enden mußte, wie Harry und andere Freier es erleben mußten.

Harry hat auch außer Acht gelassen, daß Danyelle durch den häufigen Umgang mit zahlreichen anderen Freiern über Jahre hinweg eine Entwicklung der menschlichen, seelischen und emotionalen Abstumpfung durchgemacht haben muß, womit die Sensibilität und Empathie für Mitmenschen schließlich auf ein Mindestmaß zusammenschrumpfte. Diese Entwicklung liegt in der Natur der Sache.

Danyelle beteuerte zwar stets, daß sie „menschlich sehr interessiert wäre“, aber Harry konnte nicht wissen, daß ihr Interesse an den verschiedensten Begegnungen nur zeitlich begrenzt war, denn sie hält regelmäßig nach neuen sexuellen Begegnungen Ausschau, da ihr die persönliche Bestätigung nur so dauerhaft möglich ist.

Harry übersah weiter, daß ihre Escort-Aktivität darauf abzielte, sich selbst persönliche Bestätigung und Aufmerksamkeit zu verschaffen, die ihr unter normalen Bedingungen nicht realisierbar schien. Dies mag auch der Grund dafür gewesen sein, daß sie schließlich als Transvestit den Escort-Markt bediente und nicht etwa als schwuler Stricher.

Harry hat zu spät erkannt, daß Danyelle dieses üble, unmenschliche und unaufrichtige Spiel mit ihm und anderen trieb, weshalb er am Ende sehr enttäuscht war, was weitere gravierende Folgen mit sich brachte. Selbst als Danyelle später nur andeutungsweise mitteilte, daß sie es sich anders überlegt hatte, erkannte Harry noch nicht, wie wertlos dieser Mensch eigentlich war. Er wollte es nicht wahrhaben.

Zur Zeit seiner Begegnungen mit Danyelle war Harry auch nicht mit den üblichen schwulen Umgangsformen vertraut, die auf promiske Begegnungen ausgerichtet sind und ausschließlich auf die Befriedigung mit neuen, einmaligen Sexualpartnern ausgerichtet sind. So konnte Harry auch nicht verstehen, daß Danyelle sich durch die Befriedigung mit stets wechselnden Sexualpartnern definiert.

Die Fehler der Freier

Im Triebzug-Blog ist bislang sehr intensiv über die Person Danyelle geschrieben worden, sehr viel weniger über ihren Kundenkreis. Dies liegt daran, daß Informationen von ihrer Klientel sehr schwierig zu beschaffen waren, teilweise waren die Klienten auch nicht gerade angetan über die Ansprache, die deshalb erfolgte, weil ich mein Bild von Danyelle vervollständigen wollte und ich mir auch von Kundenseite her eine Klärung erhoffte. Die Ansprache der Kunden mußte auf verschiedensten Ebenen erfolgen, manche waren nur in einigen Sexplattformen, wieder andere nur auf Dating-Sites gelistet, so daß sich jede einzelne Kontaktaufnahme sehr aufwändig gestaltete.

Dennoch erhielt ich einige Antworten, nachdem ich meine Leidensgeschichte skizziert hatte. Die Erkenntnis, daß mir dieses Schicksal nicht als einizige Person widerfuhr, mag zwar trostreich sein, gab letztendlich aber keine weiteren Aufschlüsse über das merkwürdige Verhalten von Danyelle. Und schließlich werden diese Erlebnisse zunächst auf die eigene Person projiziert, was in der Natur der Sache liegt. Doch die Kommunikation mit anderen Betroffenen war wichtig, denn nur so konnte ich erfahren, daß ich tatsächlich nicht das einzige Opfer dieser Begegnung war.

Vergleicht man die Erfahrungen der anderen Freier mit meinen Erfahrungen, muß man natürlich auch in Betracht ziehen, daß möglicherweise auch auf Kundenseite einige Dinge nicht in die richtige Richtung liefen, was allerdings durch Danyelle’s Verhalten begünstigt worden war. Man kann von keinem Freier verlangen, daß dieser vor dem Besuch einer Prostituierten ein mehrjähriges Studium der Psychologie absolviert, ebensowenig wie dies von der Prostituierten verlangt werden kann.

So begegneten sich Freier und Hure in diesem Fall jeweils mit dem Hintergrund, den sie aufgrund ihrer Lebensführung mit sich brachten, und niemand kann ja vorausahnen, daß eine solche Begegnung am Ende eine solche Wendung nimmt, wie sie hier beschrieben wurde.

Was waren die Fehler der Freier im Einzelnen?

Meine Begegnungen mit Danyelle verliefen stets auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt, obwohl dies bei anderen Klienten durchaus nicht immer so war. Also genoß Danyelle bei jedem Klienten die jeweilige persönliche Rollenkonstellation, bei der der Reiz für sie auch in der Wahrnehmung von unterschiedlichsten Sexrollen und Neigungen lag. Während unserer ersten Begegnung sprachen wir ja auch noch einmal über meine Interessen, und ich ließ sie aus spielerischer Neugierde erraten, was diese denn sein könnten (wir hatten bereits am Telefon zuvor darüber gesprochen, aber sie hatte meine Darlegung wohl bereits wieder vergessen). Sie sagte mir dann, daß sie glaubte, daß ich einige Erfahrungen im sado-masochistischen Bereich machen wolle (im Triebzug wird diese Episode gleichfalls beschrieben), was mich natürlich zunächst schockierte, denn dies lag nicht in meiner Absicht. Im Nachhinein erachte ich es als möglich, daß Danyelle damit ihrem eigenen Wunsch Ausdruck verliehen hat, der wohl auch durch mein freundliches und umgängliches Auftreten begünstigt wurde. Im Laufe meiner späteren Begegnungen hat Danyelle immer wieder derartige Ideen angeschnitten, sie hat auch davon gesprochen, daß sie ihren Kunden auch gerne Qualen zufüge – allerdings nur, wenn sie dies wünschten.

Da meine Begegnungen mit Danyelle nie unter einem solchen Motto standen und insofern alles andere als qualvoll waren, sie allerdings stets und selbsterklärt das Ungewöhnliche oder gar Absonderliche zu praktizieren versuchte (siehe auch ihre Präsentation auf lovesarah unter Rubrik „Links zu Danyelle“), verlor sie möglicherweise das Interesse, Kunden stets auf die gleiche Weise zu befriedigen.

Vielleicht mangelte es manchen Freiern – wie mir auch – an der notwendigen Flexibilität, die hier angebracht gewesen wäre, denn Danyelle lud bekanntlich nicht nur zur Befriedigung ihrer Kunden zum Termin, sondern vor allem stand ihre eigene Befriedigung und Bestätigung im Vordergrund.

Danyelle erwähnte nach dem Ende auch öfters den Begriff „Heuchelei“, zuvor war oft auch von „Spiel“ die Rede, womit sie ihr eigenes Doppelspiel meinte, in das sie mittlerweile stärker involviert war, als ihr vielleicht am Ende angenehm war. Es mag ihr unangenehm oder sogar unheimlich geworden sein, daß die Kunden sie so wahrnahmen, wie sie sich im Rahmen dieser Begegnungen gab – das weiblich wirkende Fluidum einschließlich ihrer überzeugenden Falsettstimme, womit der erste Eindruck ultimativ zementiert wurde, mag so manchen Interessenten in ihren Bann gezogen haben. Vielleicht wurde ihr gerade dadurch bewußt, daß dieses ganze Konzept nicht aufgehen konnte, weil sie dadurch auch selbst in Konflikt geriet, weil sie diese zweite Rolle eben nur spielte und sie sich in ihrem Innersten keineswegs von der biologischen Männlichkeit derer unterschied, die sie mit Lust und Verlangen aufsuchten. Und vielleicht gab es auch die Fälle, bei denen – wie in meinem Fall auch geschehen – schließlich die Annehmlichkeiten beider Komponenten so miteinander verschmolzen, daß sie dem Klienten am Ende als untrennbare hybride Form erschienen, was in Danyelle abermals einen Konflikt ausgelöst haben dürfte. Dies mag auch der Grund dafür gewesen sein, daß Danyelle nicht nur von Heuchelei oder Spiel, sondern auch von Illusion sprach, was zumindest im Ansatz auch als treffend gelten darf. Und dennoch fragt man sich, warum sie Bedenken hatte, eine solche Illusion nachhaltig zu transportieren, war sie etwa am Ende dazu einfach nicht mehr im Stande, aus Gründen, die wir noch nicht kennengelernt haben?

In meinem Falle hat mich Danyelle von Anfang an auch in ihre persönlichen Verhältnisse ohne wenn und aber eingeweiht, sie sprach von ihren Problemen, ihren Wünschen und ihrer globalen Lebensplanung, wie auch von ihrer bewegten Vergangenheit. Auch dies war für mich eine Überraschung, denn ich war ein solch offenherziges Verhalten im Rahmen solcher Begegnungen nicht gewohnt. Da ich diese Aufrichtigkeit zurückgeben wollte und es auch die Höflichkeit gebot, ging ich auf ihre Darlegungen ein und gab auch Einsichten aus meinem Leben in gleicher Weise preis. Später sprach Danyelle oft davon, daß ich ein anstrengender Kunde sei. Wenn es so war, dann jedoch gerade deshalb, weil ich im Zuge ihrer Darlegungen auf ihre Erzählungen aufrichtig, empathisch und geduldig einging, was sie wiederum mißverstand. Auch dies ist ein Beispiel dafür, wie Danyelle die von ihr vorgebrachten Vorwürfe selbst vorangetrieben hat.

Ohne die wahren Gründe für ihr Dilemma zu kennen, welches man damals nur erahnen konnte, bestand meinerseits auch stets die absolute Bereitschaft zu Hilfestellungen, denn ihre Erzählungen legten durchaus nahe, daß eine Hilfe in dieser oder jener Situation nötig wäre. Indem man sie ihr anbot, geriet Danyelle in eine neue Zwangslage, denn sie leitete hieraus die Gefahr ab, sich in irgendeiner Form abhängig zu machen (sie erwähnte diese Problematik bereits in Porta Westfalica, als sie von der Option sprach, dauerhaft bei Henk in Holland leben zu können, was sie aber aus gleichem Grund stets abgelehnt hatte). Manchmal reagierte sie auf angebotene Hilfestellung sogar aggressiv, weil sie sich bereits durch das Angebot einer Hilfe zurückgesetzt fühlte.

All diese Erkenntnisse können die Widersprüchlichkeiten, die sich seit Mai 2012 offenbart haben, nicht erklären. Vielleicht ist es gerade deshalb so interessant, sich mit den Gründen zu befassen, weil diesem Verhalten so viele Rätsel innewohnen. Danyelle’s Leidensgenossen sehen in meinem Bestreben nur die pure Lust an Nachstellung. Daß sie die hier dargelegten Beweggründe, einer Auflösung näherzukommen, nicht erkennen können, spricht dafür, daß auch diesen Menschen die Konfrontation mit den hier beschriebenen Erlebnissen mehr als fremd sein dürfte, was ich grundsätzlich nachvollziehen kann.

Nur wer es erlebt hat, weiß es eben besser.

Danyelle’s Fehler

– dieser Beitrag erscheint in Kürze –


 

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