Danyelle – Konflikte eines Heuchlers (5.2014)

Das Stichwort „Heuchelei“ hatte Danyelle selbst verwendet, einige Tage, nachdem sie sich zur Beendigung der Geschäftsbeziehung entschieden hatte. Dieser Begriff gibt, wie vieles andere auch, Rätsel auf, denn ich konnte nie nachvollziehen, inwieweit die Ausübung einer Escort-Dienstleistung mit Heuchelei zusammenhängen soll. Nüchtern betrachtet, laufen doch Begegnungen in diesem Bereich stets in einem vordefinierten Rahmen ab, zweifellos war es auch hier so, wenngleich natürlich diese Begegnung mit einigen Besonderheiten verbunden war. Doch eine Veranlassung, Heuchelei zu befürchten, kann ich auch 2 Jahre nach dem Zerwürfnis nicht erkennen.

Eine wertvolle Erfahrung war deshalb die aktuelle „Inkognito-Kontaktaufnahme“ zu Danyelle, die Ende Januar 2014 unter einem Nick einer Drittperson über Gayromeo erfolgte. Zielsetzung war hier, mögliche Unterschiede zwischen Kontaktanbahnungen herauszuarbeiten, im Vergleich zwischen meiner damaligen aus 2011 und heute. Aufgrund des Ablaufs der aktuellen Korrespondenz (Januar 2014) konnte festgestellt werden, daß sich keine Veränderungen bei der Abwicklung der Anbahnung ergeben haben. Nach wie vor korrespondiert Danyelle heute in einem angenehm höflichen und eher gebildeten Ton, wodurch der Freier in seinem Interesse an Danelle bestärkt werden dürfte, was auch von Danyelle bezweckt wird. Bereits hier liegt eine erste Gefahr: denn durch die höflich geprägte Korrespondenz wird der Sympathieeffekt bereits vor einer Begegnung wirksam, was ebenfalls von Danyelle beabsichtigt sein dürfte. Als der Termin zwischen der Inkognito-Drittperson und Danyelle kurz bevorstand, bekräftigte sie mit ihrem Ausblick auf den zu erwartenden Abend („ich werde dich bei Kerzenlicht empfangen“, „hoffentlich werden wir keinen Zeitdruck haben“) die Erwartungen des Interessenten.

Es darf angenommen werden, daß – vorausgesetzt, daß die Ansprache des Interessenten in angemessenem Ton erfolgt – die Kontaktanbahnung grundsätzlich in dieser Weise von Danyelle gestaltet wird, was von der Natur der Dinge auch nicht verwerflich ist.

Stellt man sich nun vor, daß der interessierte Freier nach der so erfolgten Kontaktanbahnung den Termin wahrnimmt, kann weiter davon ausgegangen werden, daß der Termin auch in dieser Stimmung zustandekommen wird – so war es auch in meinem Falle. Daß sich aufgrund der vorangegangenen Korrespondenz und dem daraus folgenden Real Life-Date sodann keine Abweichungen hinsichtlich der Erfüllung der damit verbundenen Absichten ergeben, ist gleichfalls positiv und dient dem Zweck der Sache. Daß der Interessent (angesprochen sind die zahlreichen Freier, die Danyelle in dieser Art empfangen haben dürfte) nach diesem Termin gerne wieder kommt, entspricht ebenfalls der Natur dieser Geschäftstätigkeit. Danyelle betreute ja einige Stammfreier (von ihr als „Primärkunden“ bezeichnet), allerdings ist unbekannt, ob diese aufgrund der Heuchelei-Problematik eine längere Halbwertszeit als ich erlebten.

In jedem Falle wäre interessant gewesen zu erfahren, was mit Danyelles Heuchelei-Theorie überhaupt gemeint ist, denn während der 8 Monate war niemals die Rede davon. Es wäre interessant gewesen zu wissen, warum sie überhaupt – so wie es den Eindruck macht – bei einigen Freiern den üblichen Weg zu Gunsten eines intensiveren Kontaktes verlassen hat, um ihn dann später unter Berufung auf Heuchelei, Gewissensbisse oder dergleichen zu beenden.

Es stellt sich die Frage, was mit dieser Maßnahme beabsichtigt war. Danyelle hat nicht grundlos gehandelt, weder vor dem ersten Mai 2012 noch danach. Da gerade dieses Verhalten nicht in das übliche Schema paßt, beschäftigt mich diese Frage mehr denn je.

Zweifellos hat Danyelle in Ausübung dieser Tätigkeit private und gewerbliche Dinge in fatalem Maße vermischt. Das fatalste dabei war, daß sie am Ende ihren Freiern die Schuld dafür gegeben hat, daß die Entwicklungen schließlich in eine Richtung gingen, die von ihr von Anfang an eingeplant waren (wegen der bewußten Vermischung von privaten und gewerblichen Interessen). So machte sie mich dafür verantwortlich, daß ich ihr zu nahe getreten wäre, ließ aber außer Acht, daß sie dies selbst bewußt vorangetrieben hat – welcher Zweck damit verfolgt werden sollte, darüber hat man sich bereits einige Gedanken gemacht. Es könnte möglich sein, daß sie sich damit lediglich selbst Anerkennung verschaffen wollte, was gleichfalls nicht verwerflich ist, doch sie hat damit die Traumatisierung ihrer Freier von vornherein billigend in Kauf genommen.

Dieses Verhalten könnte auch in ihrem Identitätskonflikt begründet sein, allerdings bestand auch vor Mai 2012 nie Grund zur Annahme, daß ein solcher bestehen sollte. Eine andere denkbare Möglichkeit wäre auch, daß Personen in diesem Gewerbe im Lauf der Zeit eine Entwicklung der emotionalen Abstumpfung durchmachen, allerdings war auch dies nie feststellbar. Schließlich sind auch die persönlichen Neigungen von Danyelle und die in der schwulen Szene üblichen kurzlebigen Halbwertszeiten bei (Sexual-) Kontakten zu berücksichtigen, die durch die generell promisken Handlungsweisen vordefiniert sind und so von vornherein kurzlebig oder einmalig angelegt sind.

Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang, daß sich Danyelle nie zu den Gründen äußern wollte. Es scheint, als fürchte sie sich selbst vor den Gründen, die zu diesem Verhalten geführt haben, denn sonst hätte eine Erklärung jederzeit erfolgen können.

Allein schon der psychosoziale Hintergrund, mit dem ich hier konfrontiert wurde, weckt mein Interesse, dieses Phänomen intensiver zu erkunden.

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